Spendenaktion Honduras: 15 Euro machen eine Familie satt.
Spendenaktion Honduras: 15 Euro machen eine Familie satt.
Seit Monaten kämpfen die Beschäftigten im Melonenanbau des irischen Fruchtmultis Fyffes in Honduras für ihre Arbeitsrechte. Für bessere Entlohnung, anständige Arbeitsbedingungen und das Recht, sich gewerkschaftlich organisieren zu können. Bei zwei Besuchen vor Ort konnten wir uns im vergangenen Jahr selbst ein Bild von den unhaltbaren Zuständen machen.
Etwa 2.700 Menschen werden von Fyffes beschäftigt, die meisten allerdings nur in der Melonen-Haupterntesaison, von etwa Januar bis Mai. Nach den Protestaktionen der vergangenen Monate hatte Fyffes für die laufende Ernte Arbeiter und Arbeiterinnen nicht mehr beschäftigt, die Mitglied der Landarbeiter-Gewerkschaft STAS sind.
Seitdem organisieren STAS und die nationale Föderation der Agrargewerkschaften FESTAGRO Lebensmittelspenden für die betroffenen 74 Familien, denen mangels Arbeit das Geld für ihr Essen fehlt. Einmal im Monat bekommen die Familien ein Notfallpaket im Wert von 15 Euro. Darin enthalten sind 2,3 kg Bohnen, 2,3 kg Reis, 4,6 kg Maismehl, 1 kg Speisefett, 1 Pfund Kaffee, 2 Stück Seife und Streichhölzer.
BanaFair garantiert für drei Monate die Finanzierung dieser Lebensmittelhilfe für die betroffenen Familien. Dafür werden 3.330 Euro benötigt. Vor Ort kümmert sich Iris Mungía, die Frauensekretärin von FESTAGRO, um die Verteilung. Sie sagt: "Wir müssen unseren Kolleg/innen jetzt mit Lebensmitteln helfen, weil sie großen Mangel leiden. Sie kämpfen weiter für unser Ziel, dass Fyffes die Gewerkschaftskomitees anerkennt und Tarifverträge abschließt, damit es gerechte Löhne unter anständigen Arbeitsbedingungen gibt."
Helfen Sie mit! 15 Euro machen eine Familie satt.
- Spendenkonto: BanaFair e.V. IBAN DE60 5206 0410 0004 0038 61 Verwendungszweck "Spendenaktion Honduras".
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STAS: Die Perspektive für eine bessere Zukunft.
Anfang des Jahres 2016 gründeten sich in drei Fyffes-Tochterfirmen die ersten Betriebskomitees der Landarbeiter-Gewerkschaft STAS. Die meisten Beschäftigten sind Analphabeten, die weder Arbeitsrechte noch ihren Arbeitsvertrag kannten und nicht einmal genau wussten, welche Firma formal ihr Arbeitgeber war.
"Wenn wir nach einer Kopie des Arbeitsvertrags fragen würden, bekämen wir keine Arbeit", sagte eine Melonenarbeiterin zu BanaFair. Die Arbeits-bedingungen der 2.700 Beschäftigten, zu 80% Frauen, sind unerträglich: Sie arbeiten ohne Sozialversicherung, haben keinen Rentenanspruch und müssen daher bis ins hohe Alter weiter arbeiten. Es gibt keinen Lohn für Überstunden, Bezahlung unter dem Mindestlohn, keine sanitären Anlagen und Rauswurf bei Schwangerschaft. Extrem harte Disziplinarstrafen bei kleinsten Unregelmäßigkeiten, keine Arbeitsschutzkleidung und ein harscher Ton seitens der Vorgesetzten peinigten die Beschäftigten. Im Dezember 2015 erlitten rund einhundert Arbeiterinnen Vergiftungserscheinungen durch Agrarchemikalien, siebzehn kamen ins Krankenhaus.
Unternehmen wütend wegen Erfolgen für Beschäftigte
Nach Beschwerden von STAS stellte die regionale Arbeitsinspektion im Januar und Februar 2016 in Resolutionen gravierende Gesetzesverstöße fest, verhängte Geldstrafen und ordnete Lohnnachzahlungen an. Das Firmenmanagement zahlte ab Februar 2016 den kärglichen gesetzlichen Mindestlohn, um den Zuspruch zur Gewerkschaft zu schwächen, verweigerte aber Lohnachzahlungen und die Forderung nach Tarifvertragsverhandlungen. Die Gewerkschafter wurden vom Firmenmanagement u.a. durch Einsperren in einem Firmenbüro und Kündigungsdrohungen eingeschüchtert. "Die Unternehmensleitung behauptet, Saisonarbeiter hätten kein Recht auf eine Gewerkschaftsorganisation. Das steht aber nicht im Arbeitsgesetzbuch", versichert der STAS-Vorsitzende Tomás Membreño. 93 Beschäftigte erhoben vor Gericht Klage auf Nachzahlung nicht erhaltener Lohnleistungen.
Gewerkschafter trotzen Drohungen
Der Süden bei Choluteca gilt als die ärmste Region von Honduras. Gewerkschaften gibt es kaum, FESTAGRO mit mehr als neun Jahren zähem Kampf für den Aufbau von Gewerkschaften ist eine Pionierin. Großbetriebe wie die Melonenbetriebe von Fyffes haben durch ihre Kapitalkraft Macht und Einfluss auf politische Institutionen und lokale Entscheidungsträger. Gerüchte über die angebliche Stilllegung der Melonenfarmen wegen der Forderungen der Gewerkschaft kamen auf. Personen des politischen und öffentlichen Lebens, die sich nie um die Lebensumstände der Melonenarbeiter/innen gekümmert hatten, besuchten mit dem Generalmanager der Fyffes-Melonenbetriebe das Präsidentenbüro in Tegucigalpa, nahmen Partei für die Positionen der Unternehmensleitung und taten dasselbe in öffentlichen Versammlungen. Gewerkschaftsaktivisten von FESTAGRO und STAS erhielten drohende anonyme Aufforderungen, ihre Organisationsarbeit einzustellen. Die Generaldirektion der Arbeitsinspektion in Tegucigalpa setzte den Direktor der Arbeitsinspektoren in Choluteca ab und annullierte die für die Beschäftigten positiven Resolutionen vom Januar und Februar.
STAS kämpft sowohl mit juristischen Mitteln als auch durch die Gewinnung neuer Mitglieder weiter für die Rechte der Beschäftigten. Im November und Dezember 2016 konnten zwei Dutzend neue Mitglieder geworben werden. Sie trotzen allen Drohungen, um mit der Gewerkschaft das gegenwärtige Elend der Melonenarbeiter/innen zu überwinden.